Logik und Geschichte
Beiträge aus Jena
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Inhalt
Die Herausgeber: Vorbemerkungen.
Dieser Band versammelt Beiträge, die in jüngster Zeit im Umkreis
des Lehrstuhls für Logik und Wissenschaftstheorie an der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, den von 1995 bis 2009 Gottfried
Gabriel innehatte, entstanden sind.
Gottfried Gabriel: Über ‘alle’, ‘jeder’ und ‘einige’ – Zur Logik und Rhetorik der Allgemeinheit und Partikularität.
Im folgenden möchte ich einige Überlegungen ausführen, die während meiner Jenaer Zeit in Kursen zur Einführung in die Logik (später Logik und Argumentationslehre) gelegentlich angesprochen wurden, ohne aber eine eingehende Behandlung in der schriftlichen Ausarbeitung gefunden zu haben.
Wolfgang Kienzler: Kants Erwachen aus dem dogmatischen Schlummer – Datierung und Bedeutung.
Ist es möglich, Kants eigene Berichte, insbesondere in den
Prolegomena, über die Entwicklung seiner kritischen
Philosophie, vom Erwachen aus dem dogmatischen Schlummer bis zur
Fertigstellung der Kritik der reinen Vernunft, zu einer kohärenten und schlüssigen Skizze der
Entstehung seiner Transzendentalphilosophie zusammenzufügen?
Roman Göbel: Newtons Prismen und Goethes weiße Mitte – Ein Erfahrungsbericht aus dem experimentellen Nachvollzug.
Die Mechanik Isaak Newtons (1642-1726) gilt in den Schulbüchern
der Physik bis heute als ein mustergültiges Beispiel, sowohl für
die Mechanik als physikalische Disziplin, als auch für eine ganz
bestimmte Art wissenschaftlicher Vorgehensweise. Hinter die
Überlieferung, die Newton als den Urvater der Mechanik im modernen
Sinne ausweist, tritt jedoch fast immer zurück, dass Newton sich vor
allem auch mit optischen Phänomenen wie etwa der
Refraktion des Lichts beschäftigt hat.
Tabea Rohr: Allgemein, nicht formal – Über einen grundlegenden Unterschied zwischen Freges Begriffsschrift und der modelltheoretischen Logik.
Gottlob Frege gilt
gemein hin als der Begründer der Quantorenlogik. Richtig daran ist,
dass man in seiner Begriffsschrift
aus dem Jahre 1879 erstmals ein Axiomensystem für die vollständige
Axiomatisierung der Prädikatenlogik erster Stufe findet. Nicht
richtig ist hingegen, dass das Höhlungszeichen nur eine andere
Schreibweise für das ist, was man heute als Quantor bezeichnet.
Sven Schlotter: Der dritte Mann – Carnap und seine Begleiter als Hörer Freges.
In seiner 1963 erschienenen
Intellektuellen Autobiographie
berichtet der Wissenschaftstheoretiker und Logiker Rudolf Carnap, der
in den Vereinigten Staaten zu großer akademischer Wirksamkeit
gelangt war, auch über die Studienzeit in Jena vor dem Ersten
Weltkrieg. Diese Aufzeichnungen haben in der philosophiehistorischen Forschung
viel Beachtung gefunden, nicht zuletzt deshalb, weil sie zu den ganz
wenigen Quellen zählen, die über Persönlichkeit und Lehrart
Gottlob Freges Auskunft geben.
Thomas Jahn: Carnap und das Realismusproblem – doch kein Scheinproblem?.
1928 behauptet Rudolf Carnap in seinem epochemachenden Aufsatz Scheinprobleme in der Philosophie – Das Fremdpsychische und der Realismusstreit, daß man Descartes’ Realismus und Berkeleys Idealismus getrost zu den Akten legen könne, da sich Dank der Entdeckung des Verifikationsprinzips ihre Thesen nicht nur nicht empirisch bestätigen oder widerlegen lassen, sondern auch jeglicher Bedeutung entbehren. Nimmt man Carnaps Text genauer unter die Lupe, dann wird jedoch klar, daß sich das Außenweltproblem nicht in der Eile abtun läßt, wie durch seinen Autor beabsichtigt wird.
Thomas Schmidt: Die Gödel-Inkonsistenz.
Als Frege den ersten Schlag der Mathematik gegen ihre Zähmung
einstecken mußte, seine Herleitung der Arithmetik aus der Logik
fehlschlug, da schien zunächst nur ein einzelner Mann gescheitert.
Denn um endgültig zu begreifen, was mit der Mathematik einfach nicht
durchzukämpfen war, bedurfte es härterer Schläge.
Helmut Metzler: Logik an der FSU in den 1950er Jahren.
Als an der Logik interessierter Student der
Philosophie an der Friedrich-Schiller-Universität und 1956 bis 1958
ebendort für dieses Fach als Assistent tätig, skizziere ich
nachfolgend die Lehrsituation zum Fach Logik als Zeitzeuge.
Christian Schäufler: Konstruktive Ontologie – Ontologien zwischen
Wirklichkeitsbeschreibung und -konstruktion.
Die von Aristoteles beschriebene
Wissenschaft des Seienden wird heute unter
der auf Goclenius zurückgehenden Bezeichnung
Ontologie geführt. Unter diesem Namen ist
im Laufe der Zeit einer Vielzahl von unterschiedlichen
Fragestellungen nachgegangen worden. Betrachtet man wiederum die
Gesetze, die eine solche Wissenschaft hervorbringt, läßt sich die
Frage stellen, von welcher Art diese selbst sind.
Frank Poser: Symmetrie – Die Außenansicht der
Innenansicht der Außenansicht….
Sobald der Mensch über den
Tellerrand blickt, wird er Symmetrie wahrnehmen oder nach plausiblen
Verletzungsgründen für Symmetrie suchen. Symmetrie als durchgängiges
Konzept der Weltkonstruktion kann den Anspruch auf Ganzheitlichkeit
erfüllen, Dauerhaftigkeit des fragilen Individuums über den Tod
hinaus ermöglichen. Nur ein symmetrisch gestalteter Geist kann den
Weg aus der Höhle weisen.
Astrid Schleinitz: Einhorn.
Autorennotizen
Nachbemerkung