Neben Rawls’ A Theory of Justice (1971) kann Rortys Contingency, Irony, and Solidarity (1989) als einflussreichste Wortmeldung zur ethischen Diskussion der letzten Jahrzehnte gelten. Rorty ist allerdings ungleich umstrittener. Das kann nicht verwundern, schließlich empfiehlt er, die moralphilosophische Reflexion ‚fahren zu lassen’. An ihre Stelle tritt eine ‚Erziehung des Herzens’ durch Literatur: Flaubert statt Kant. Wir werden Rortys Gedankengang nachvollziehen und einige kritische Anfragen stellen. Zunächst wollen wir einige geistesgeschichtliche Zusammenhänge rekonstruieren.
„Pragmatismus“ meint eine Reihe amerikanischer Philosophen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, v.a. James, Dewey, Mead. Häufig wurde auch Peirce unter die Pragmatisten gerechnet – sehr zu seinem Missfallen.i
Pragmatisten beurteilen Theorien unter dem Gesichtspunkt ihres praktischen Nutzens. Die Evaluierung einer Theorie vollzieht sich in zwei Schritten:
Erstens werden Hypothesen über die Konsequenzen der Anwendung einer gegebenen Theorie aufgestellt: Tritt in der Welt eine Veränderung auf? Wenn nicht, ist die Theorie sinnlos.
Wenn Veränderungen auftreten, muss zweitens eruiert werden, ob diese wünschenswert sind; ob sie den wohlverstandenen Interessen der betroffenen Personen entsprechen.ii
Wie Interessen mehrerer Personen gegeneinander zu gewichten sind, das bleibt offen. Auch eine systematische Anordnung einzelner Nutzenaspekte (gesellschaftlicher, ökonomischer, ‚privater’ Nutzen etc.) wird schmerzlich vermisst. Dennoch: Wie sämtliche metaphysischen Probleme (und der größere Teil der philosophischen Tradition) mit leichter Hand beiseite gefegt werden – das zeugt von einiger Chuzpe. Ein radikaler, grundstürzend neuer Ansatz ist es allemal.
Bevor wir uns dem führenden Neopragmatisten unserer Tage: Richard Rorty zuwenden, dürfen zwei Hinweise nicht fehlen:
Der Pragmatist ist kein Skeptiker: Wenn er die metaphysischen Fragen verschmäht, dann nicht, weil sie nicht zu beantworten sind (wie der Skeptiker meint), sondern weil ihnen der Nutzenaspekt fehlt. Der Pragmatist stellt eine andere Frage, der Skeptiker gibt lediglich eine andere Antwort als die Metaphysik.
Der Pragmatist ist kein Relativist: ‚Anything goes’ ist nicht seine Losung. Wenn festgelegt ist, welchen Zwecken Theorien dienen sollen, dann lässt sich empirisch entscheiden, welche Theorien jenen Zwecken zuträglich (bzw. unzuträglich) sind.iii
Rorty kann als wichtigter Neopragmatist gelten, aus mindestens drei Gründen:
i) Er hat die Vokabel ‚Neopragmatismus’ im philosophischen Sprachgebrauch etabliert.
ii) Er wird als Prototyp eines Neopragmatisten rezipiert.
iii) Manche anderen Autoren, die unter ‚Neopragmatismus’ firmieren, wenden das pragmatistische Sinnkriterium nicht konsequent an. Davidson, Putnam, Quine oder Goodman betreiben Theorie um ihrer selbst willen. Davidson ist mit genuin sprachphilosophischen Gegenständen befasst, Putnam mit erkenntnistheoretischen, Quine mit ontologischen, Goodman mit ästhetischen.
Wie verhält sich Rorty zum Klassischen Pragmatismus?
Mit James teilt Rorty dessen Sinnkriterium. Rorty allerdings spitzt es politisch zu. Theorien sollen die Utopie einer liberalen Gesellschaft befördern. Dann sind sie nützlich. Rorty glaubt, dass Theorien universeller Kontingenz – Theorien, die auf ‚Wahrheit’, auf normative ‚Richtigkeit’ verzichten –, dem eingebürgerten Vokabular der Philosophie in dieser Hinsicht überlegen sind. Darin liegt die Differenz zu anderen Theoretikern des Liberalismus, z.B. Rawls und Habermas: Sie meinen, ‚beweisen’, zumindest ‚begründen’ zu müssen, weshalb sie Liberale sind (nicht vielmehr Fundamentalisten oder Faschisten). Mit Rorty sind solche Begründungen im Letzten weder möglich noch wünschenswert. Wer das einsieht, ist ein Ironiker.iv Wer es eingesehen hat und weiter am Ethos der Liberalismus festhält, der ist ein liberaler Ironiker.v Folgt man Rorty, dann sind liberale Ironiker metaphysischen Ironikern wie Rawls und Habermas überlegen: Sie sind nicht in Versuchung, um irgendeiner ‚Wahrheit’ willen – und sei sie ‚politisch korrekt’ – Grausamkeiten zu verüben. Umso größer ist jedoch die Versuchung, dem permissiven Laisser-faire zu verfallen. Deswegen schlägt Rorty nach Contingency, Irony, and Solidarity (1989), seinem Hauptwerk, immer wieder einen recht kämpferischen Ton an. Er wird zum ‚Aktivisten’. Das heißt aber nicht, dass er keine ethischen Reflexionen mehr anstellt. Schon CIS ist bemüht, die Frage zu entfalten, wie sittliches Handeln möglich sei unter Bedingungen der Ironie. Die Antwort ist überraschend: Literatur kann das sittliche Motivationsdefizit kompensieren. Literatur schafft Solidarität.
Rorty argumentiert konsequent pragmatistisch.vi Literarische sind philosophischen Texten vorzuziehen, weil sie eher geeignet erscheinen, sittliche Empfindungen auszulösen – und solidarisches Handeln wahrscheinlich zu machen (d.h. Handeln, das das Maß der Grausamkeit verringert):
„The best, and probably the only, argument for putting foundationalism behind us is the one I have already suggested: it would be more efficient to do so, because it would let us oncentrate our energies on manipulating sentiments, on sentimental education.” (Rorty 1998, 176)
Dass ausgerechnet Flaubert zitiert wird (L’Education sentimentale), ist kein Zufall: Der Roman des 19. Jahrhunderts scheint Rorty am besten geeignet, jene „Erziehung des Herzens“ zu bewerkstelligen –weit mehr als avantgardistische Prosa. Der Grund ist einfach: Bei Flaubert oder Dickens gibt es lebensnahe Charaktere, die zur Identifikation einladen. Wir leiden mit ihnen. Eben darauf: Empathie kommt es an. Der Romancier kann eher Anteilnahme wecken am Leiden des ‚Nächsten’ – und des ‚Fernsten’, des Fremden – als Philosophen oder Theologen:vii Der Nachweis, dass wir verpflichtet sind, Anteil zu nehmen (weil wir Vernunftwesen sind oder Christenmenschen), bewirkt dagegen meistens – nichts. Er ist, glaubt Rorty, ‚kontraproduktiv’: Die universalistische Rhetorik einer von allen Menschen geteilten Vernunft (deontologische Ethik also nach der Art Kants) wirkt exklusiv. Wenn ein gehaltvolles Attribut über die Zugehörigkeit zur ‚moralischen Gemeinschaft’ entscheidet (z.B. die Eigenschaft, ‚vernünftig’ zu sein), fällt es leicht, all jene Wesen, denen das fragliche Attribut (angeblich) fehlt, zu diskriminieren.viii
Der größte Vorzug dieses Ansatzes ist darin zu sehen, dass er jene Intuition artikulieren hilft, wonach Tieren der gleiche moralische Status wie Menschen zukommt – eben darum, weil sie leiden können wie Menschen. Dies ist das einzige moralisch relevante Merkmal:ix
“In particular I shall defend the claim that nothing relevant to moral choice separates human beings from animals except historically contingent facts of the world, cultural facts.” (Rorty 1998, 170)
Wer wollte bestreiten, dass die Rechte der Tiere zu den dringlichsten Herausforderungen jeder Moralphilosophie und Moralpsychologie zählen? Rorty liefert uns gute Gründe, die Ansprüche der Tiere – endlich – ernst zu nehmen. Das heißt aber nicht, dass er blind ist gegenüber Unterschieden zwischen Mensch und Tier: Wenn es zwei Grundformen von Leiden gibt: physisches und psychisches, dann ist zu fragen, ob Tiere von jeder Art psychischen Schmerzes betroffen sein können. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, Tiere zu demütigen (etwa durch Verbalinjurien). Insofern ist auf Tiere weniger Rücksicht zu nehmen.
Am Beispiel der Tiere lässt sich zeigen, dass der zuweilen vorgetragene Einwand, Rorty betreibe eine Apologie des status quo der US-amerikanischen Gesellschaft, verfehlt ist (und schon vor Bush verfehlt war): Die Aufnahme der Tiere in unsere ‚moralische Gemeinschaft’ verändert das Selbstverständnis der Westlichen Zivilisation nachhaltig.
Nun könnte man vorbringen, dass Flaubert und Dickens kaum von der Sache der Tiere handeln. Wenn Rorty sich dadurch auszeichnet, dass er für Tierrechte eintreten kann – überzeugender als z.B. Kantianer –, dann kann er sich nicht auf die moralpsychologische Kraft des Romans berufen. Die Dichter helfen hier nicht weiter.
Dieser Einwand ist wenig geeignet, Rorty zu diskreditieren: Erstens darf man dem Leser einige Intelligenz zutrauen. Er wird zum ‚Transfer’ in der Lage sein und dort, wo die Rede von Menschen geht, Zusammenhänge mit Tieren herstellen können. Zweitens verhält es sich nicht so, dass Rorty stur darauf beharrt, nur Werke der Literatur könnten Solidarität befördern. Selbstverständlich kommen auch andere Medien in Frage, besonders das Kino. Wer wollte bestreiten, dass Filme unser Mitgefühl für die Tiere wecken können?x Auch kommt es Rorty nicht auf den künstlerischen Anspruch an: Selbst Fernsehfilme und Trivialliteratur, nicht zuletzt Reportagen können unserer ‚sittlicher Veredelung’ nützen.
Nun gibt es ein Problem: Mag sein, dass Filme und Romane auf unser moralisches Empfinden wirken, besser als es Theorien vermögen. Doch wer garantiert, dass wir die richtigen Bücher lesen? Weshalb nicht de Sade oder Céline zur Grundlage unseres Handelns machen?
Einem Pragmatisten fällt es nicht schwer, darauf zu antworten: Die Frage nach der Richtigkeit moralischer Präferenzen hat keinen Sinn. ‚Wahrheit’ und ‚normative Richtigkeit’ sind keine Vokabeln des pragmatistischen Vokabulars. Der Pragmatismus ist wesentlich aus der Einsicht motiviert, dass Theorien nicht als ‚wahr’ oder ‚richtig’ erwiesen werden können. Moralische Überzeugen werden ‚gesetzt’ – bei Rorty, aber auch bei Kant oder Hegel. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass dieser Befund nicht von allen angenommen wird. Kurz: Weil Rorty keinen Grund hat, beweisen zu wollen, dass die Moral des liberalen Ironikers anderen Moralentwürfen vorzuziehen ist, darf er manche Bücher umstandslos verwerfen und andere empfehlen. Das heißt allerdings nicht, dass Rorty keine Verwendung hat für Céline und seinesgleichen. Sie machen keine besseren Liberalen, wohl aber bessere Ironiker. Sie führen vor, wieviele Varianten das Humanum kennt, wie brüchig sich unsere Lebensentwürfe darstellen – jenseits aller Moral.
Um es ganz deutlich zu sagen: Rorty ist Philosoph, einer der besten – auch wenn er keinen Wert darauf legt. Stringenz des Denkens kann ihm keiner absprechen, ebenso wenig die Eigenständigkeit und Radikalität des Zugriffs. Und wer wollte leugnen, dass seine Vorschläge wesentlich sind für die Sache der Ethik? Sie ziehen manche Selbstverständlichkeit der Moralphilosophie in Zweifel – mit gutem Grund. Nicht zuletzt ist Rorty ein brillanter Stilist. Wenige Philosophen verstehen es, ihr Anliegen in derart klarer und eingängiger Form zum Ausdruck zu bringen. Wir können demgemäß keine ‚Fundamentalkritik’ liefern. Das wäre törichte Selbstüberschätzung. Am Rande seien aber einige kritische Anfragen gestattet. Dabei versuchen wir, Rortys Prämissen zu respektieren, d.h., wir argumentieren als Pragmatisten:
i) Rortys erklärtes Ziel besteht darin, seine Leser (darunter liberale Metaphysiker à la Habermas und Rawls) davon zu ‚überzeugen’, dass Gutes zu tun bedeutet, das Maß der Grausamkeit in der Welt zu verringern. Die Schwierigkeit liegt nun darin, dass Rorty liberale Metaphysiker nicht ‚überzeugen’ kann, denn die für Habermas, Rawls e tutti quanti maßgebliche Frage lautet: Ist eine gegebene Maxime (bzw. eine Allokationsregel etc.) richtig, ist sie ‚objektiv gültig’; und wie lässt sich zeigen, dass sie es ist (oder nicht). Diese Frage kann ein Pragmatist nicht stellen. Er will sie nicht stellen: Dergleichen scheint ihm müßig. Die missliche Folge: Es will ihm nicht gelingen, die Metaphysiker zu gewinnen.
Nun könnte man den Pragmatismus ins Extrem treiben: Wenn es Rorty allein darum geht, Solidarität zu befördern, dann können methodologische Bedenken zurückstehen. Kurz: Weshalb nicht ad hoc auf ‚Wahrheit’ oder ‚Richtigkeit’ prätendieren, um den Metaphysiker ‚mit dessen eigenen Waffen zu schlagen’, seine Weltbild ‚von innen her’ zu untergraben? Nur – die Kohärenz der pragmatistischen Ethik ist dann verloren. Wie ließen sich liberale Metaphysiker für eine eklatant inkohärente Ethik gewinnen?
ii) Weil Rorty an Geltungsfragen nicht interessiert ist, sondern an Motivationszusammenhängen von Sittlichkeit, muss er das Genre ‚Moralphilosophie’ quittieren. Ihm ist es um Moralpsychologie zu tun. Seine Thesen zur Psychologie sind durchaus plausibel – wissenschaftlich fundiert sind sie nicht. Recht besehen treibt Rorty Alltagspsychologie, er appelliert an unsere Intuitionen. Auch dies schafft ein rhetorisches Problem: Rorty schreibt in erster Linie für die scientific community. Wissenschaftlich legitimierte Behauptungen gelten dort mehr.
iii) Wie lässt sich die Überlegenheit pragmatistischer Ethik aufweisen? Allein in der Praxis, in gesellschaftlicher Realität. Dort müsste sich zeigen, dass liberale Ironiker solidarischer handeln als liberale Metaphysiker. (Eine Versuchsanordnung im Labor wäre wenig tauglich.) Eben darin liegt ein weiteres rhetorisches Problem: Dergleichen Experimente scheinen liberalen Metaphysikern allzu riskant. Es steht zu viel auf dem Spiel. Auch aus diesem Grunde zeigen sich Habermas und seinesgleichen so intransigent. Rortys ‚Überzeugungsstrategieren’ lässt sich keine günstige Prognose ausstellen…
James, William: Pragmatism, Cambridge 1978.
Pape, Helmut (1989): Erfahrung und Wirklichkeit als Zeichenprozeß. Charles Sanders Peirces Entwurf einer Spekulativen Grammatik des Seins.
Peirce, Charles Sanders: The Essential Peirce, 1992.
Rorty, Richard: Contingency, Irony, and Solidarity, Cambridge 1989.
- Truth and Progress, Cambridge 1998.
Singer, Peter: Animal Liberation, London 1976.
i In Wahrheit geht es Peirce um ‚Theorie’ im anspruchsvollsten Sinne. Dabei beruft er sich Aristoteles, die Scholastik und Hegel – wahrlich keine Pragmatisten:
„The undertaking which this volume inaugurates is to make a philosophy like that of Aristotle, that is to say, to outline a theory so comprehensive, that, for a long time to come, the entire work of human reason, in philosophy of every school and kind, in mathematics, in psychology, in physical science, in history, in sociology, and in whatever other department there may be, shall appear as the filling up of its details.” (“A guess at the Riddle“, ca. 1890, nach Pape 1989, 32)
Der Philosophie kommt die Aufgabe zu, dass Ganze der Wirklichkeit begrifflich zu fassen – jenseits aller ‚praktischen’ Zwecke:
„Philosophy is divided into (a) Phenomenology; (b) Normative Science; (c) Metaphysics. Phenomenology ascertains and studies the kinds of elements universally present in the phenomenon; meaning by the phenomenon, whatever is present at any time to the mind in any way. Normative science distinguishes what ought to be from what ought not to be, and makes many other divisions and arrangements subservient to its primary dualistic distinction. Metaphysics seeks to give an account of the universe of mind and matter. Normative science rests largely on phenomenology and on mathematics; metaphysics on phenomenology and on normative science. […] Metaphysics may be divided into (i) General Metaphysics, or Ontology; (ii) Psychical, or Religious, Metaphysics, concerned chiefly with the questions of (1) God, (2) Freedom, (3) Immortality; and (iii) Physical Metaphysics, which discusses the real nature of Time, Space, Laws of Nature, Matter, etc. The second and third branches appear at present to look upon one another with supreme contempt.” (“A Syllabus of Certain Topics of Logic”, The Essential Peirce 2:259-260, 1903)
ii „The pragmatic method is primarily a method of settling metaphysical disputes that otherwise might be unterminable. Is the world one or many? – fated or free? – material or spiritual? – here are the notions either of which may or may not hold good of the world; and disputes over such notions are unending. The pragmatic method in such cases is to try to interpret eacn notion by tracing its respective practical consequences. What difference would it make to anyone if this notion rather than that notion were true? If no practical difference whatever can be traced, then the alternatives mean practically the same thing, and all dispute is idle.Whenever a dispute is serious, we ought to be able to show some practical difference that must follow from one side’s or the other’s being right.” (James 1978, 28)
iii Die meisten Pragmatisten – zuvörderst James und Dewey – sind überzeugte Demokraten: ‚Gesellschaftsrelevante’ Zwecke sind auf gleichsam parlamentarischem Wege auszuhandeln.
iv “I use “ironist” to name the sort of person who faces up to the contingency of his of her own most central beeifs and desires – someone sufficiently historicist and nominalist to have abandoned the idea that those central beliefs and desires refer back to something beyond the reach of time and chance.” (Rorty 1989, XV)
v „I borrow my definition of „liberal“ from Judith Shklar, who says that liberals are the people who think that cruelty is the worst thing that we do.” (Rorty 1989, XV)
vi Der Ausdruck „neopragmatistisch“ wäre präziser. Trotzdem sprechen wir Rorty im Folgenden als ‚Pragmatisten’ an, der Einfachheit halber.
vii Philosophie oder Theologie – für Rorty macht das keinen großen Unterschied: Die einen huldigen Gottheiten. Die anderen Quasi-Gottheiten, z.B. der Vernunft (vgl. Rorty 1989, 22).
viii Rorty führt diesen Ausschlussmechanismus am Beispiel der farbigen Bevölkerung Amerikas vor: „They all [hier ist v.a. Thomas Jefferson, der Menschenrechtsapologet und Sklavenhalter, gemeint] think that the line between humans and animals is not just the line between featherless bipeds and the rest. Rather, this line divides some featherless bipeds from others: there are animals walking about in humanoid form.” (Rorty 1998, 168)
ix Man sieht: Rorty ordnet sich der utilitaristischen Tradition ein. Ist es Zufall, dass Bentham als erster moderner Philosoph für die Sache der Tiere eintritt, John Stuart Mill für die Rechte der Frauen? Ist es Zufall, dass heute ausgerechnet ein Utilitarist wie Peter Singer für ‚animal liberation’ agitiert?
x Das betrifft nicht allein Dokumentarfilme. Man denke an Robert Bressons Par hazard Balthasar, die künstlerisch ambitionierte Lebensbeschreibung einer geschundenen Kreatur: Balthasar ist ein Esel. Dieser Film ist besonders geeignet, unsere Solidarität mit Tieren zu stärken: Menschen und Tiere werden als Leidensgenossen gezeigt.